Erfurt ist eine Reise wert!
Kulturfahrt des Frauenbundes Neutraubling.
Nach einer 5-stündigen Busfahrt, unterbrochen durch eine Kaffeepause mit köstlichem, selbstgebackenen Kuchen des Führungsteams, kamen wir Samstagmittag am Domplatz von Erfurt an. Während wir auf den Stadtführer warteten, konnten wir schon den Geruch der Thüringer Bratwürste schnuppern und einen Blick auf den Dom und die Severikirche werfen. Zu diesen beiden Kirchen auf dem Domberg führt eine imposante Treppe, die auch für Veranstaltungen genützt wird.
Die Stadtführung begann mit der Besichtigung des spätgotischen Domes. 725 stand hier schon eine Kirche, die von Bonifatius erbaut wurde. Besonders stolz sind die Erfurter auf die weltbekannte Glocke "Gloriosa" mit einer Höhe von 2,50 m und einem Gewicht von 11450 kg. Wir hatten das Glück, sie läuten zu hören, denn sie ist nur bei besonderen Anlässen zu hören, (z.B. bei der Bistumswallfahrt am Sonntag). Anschließend führte uns der Weg durch die Altstadt zur heute evangelischen Predigerkirche aus dem 13. Jhdt. Besonders interessant sind der noch heute begehbare Lettner und die Trümmerfenster, die nach dem 2. Weltkrieg aus den Scherben alter Kirchenfenster gestaltet wurden.
Weiter ging es vorbei an wunderschönen Häuserfassaden zur Krämerbrücke, die über die Gera gebaut wurde. Sie ist als Brücke nicht zu erkennen, denn eigentlich erscheint sie als eine Gasse zwischen mittelalterlichen Häuserreihen mit kleinen Geschäften. Nebenbei erläuterte uns der Stadtführer, wie man "stinkend reich" werden kann. Im Mittelalter machten die Erfurter Kaufleute gute Geschäfte mit dem Waid, der in einem Beizverfahren mit menschlichem Urin zu einem blauen Färbemittel verarbeitet wurde.
Unsere müden Füße konnten wir bei einer Kaffeepause im Begegnungshaus des Augustinerklosters ausruhen, bevor die Besichtigung des Augustinerklosters begann. Hier wurden wir mit dem Werdegang Martin Luthers zum Augustinermönch und dem Leben der Mönche im Mittelalter vertraut gemacht.
Der Abend stand zur freien Verfügung. Petrus hatte Verständnis und bescherte uns einen lauen Spätsommerabend. Nach dem Abendessen genossen wir das Leben und Treiben auf den romantisch beleuchteten Plätzen und in den Gassen. Immer wieder begegneten wir einer Gruppe unserer mitreisenden Frauen. Und die Unternehmungslustigsten beendeten den Abend bei einem Absacker in der Hotelbar.
Am Sonntag, nach einem guten und reichhaltigen Frühstück im Hotel, ging ein Großteil der Gruppe zum Domplatz. Mit dem Läuten der Gloriosa wurde dort zum Pilgergottesdienst aufgerufen. Über ein Meer von Regenschirmen hinweg konnten wir die Messe auf den Domstufen verfolgen. "Träum weiter..." war das Motto des Gottesdienstes und auch der Predigt von Weihbischof Reinhard Hauke. Ein Traum ist den Erfurtern schon in Erfüllung gegangen: die Ernennung des neuen Bischofs Ulrich Neymeyr aus Mainz.
Eine Gruppe von uns machte noch einen Abstecher auf die Zitadelle Petersberg, in die Severikirche und zur Matinee in der Predigerkirche, bevor es zum gemeinsamen Mittagessen im historischen Restaurant "Köstritzer Zum güldenen Rade" ging.
In zwei Gruppen aufgeteilt besichtigten wir am Nachmittag die alte Synagoge. Neben einer Ausstellung zur Baugeschichte der Synagoge werden hier Funde gezeigt, die das Leben der Juden in Erfurt belegen. Faksimiles mittelalterlicher Handschriften und der "Erfurter Schatz" mit einem Gewicht von fast 30 kg Silber in Form von Silbermünzen , silbernen Barren und Schmuck aus dem 13. und 14. Jhdt. werden hier gezeigt. Zum Ende der Führung sahen wir die Erfurter Mikwe, das rituelle Reinigungsbad der jüdischen Gemeinde, das 2007 von Archäologen entdeckt wurde.
Nach dem gemeinsamen Kaffeetrinken im historischen Cafe Nüsslein an der Krämerbrücke ging es zurück nach Neutraubling.
Erfurt war eine Reise wert! Dieser Meinung waren auch wir Frauen vom Frauenbund Neutraubling am Ende der zweitägigen Kulturfahrt. Es waren zwei unvergessliche Tage.
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