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Schöpfungsglaube im Widerspruch zur Evolutionstheorie?

Quele
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Den ersten direkten Bezug auf die Evolutionstheorie findet man erst in einem päpstlichen Rundschreiben von Pius XII. von 1950. Darin heißt es: „Aus diesem Grund verbietet das Lehramt der Kirche nicht, dass in Übereinstimmung mit dem augenblicklichen Stand der menschlichen Wissenschaften und der Theologie die Evolutionslehre Gegenstand der Untersuchungen und Besprechungen der Fachleute beider Gebiete sei, insoweit sie Forschungen anstellt über den Ursprung des menschlichen Körpers aus einer bereits bestehenden, lebenden Materie, während der katholische Glaube uns verpflichtet, daran festzuhalten, dass die Seelen unmittelbar von Gott geschaffen sind.“
Hinsichtlich der Frage nach der Notwendigkeit eines ersten Menschpaares erklärt Pius XII., dass es nicht zu sehen sei, wie Polygenismus, also die Vorstellung einer Entwicklung des Menschen aus einer großen Gruppe, mit der Lehre von der Ursünde vereinbart werden könne.
Zu den neuesten offiziellen kirchlichen Aussagen gehören jene von Johannes Paul II., der 1996 vor der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften sagte: „In seiner Enzyklika Humani generis aus dem Jahr 1950 hatte schon mein Vorgänger Pius XII. dargelegt, dass die Evolution und das, was der Glaube über den Menschen und seine Berufung lehrt, nicht im Gegensatz zueinander stehen, unter der Bedingung, dass man einige Fixpunkte nicht aus den Augen verliert .... Heute, beinahe ein halbes Jahrhundert nach dem Erscheinen der Enzyklika, geben neue Erkenntnisse dazu Anlass, in der Evolutionstheorie mehr als eine Hypothese zu sehen. Es ist in der Tat bemerkenswert, dass diese Theorie nach einer Reihe von Entdeckungen in unterschiedlichen Wissensgebieten immer mehr von der Forschung akzeptiert wurde. Ein solches unbeabsichtigtes und nicht gesteuertes Übereinstimmen von Forschungsergebnissen stellt schon an sich ein bedeutsames Argument zugunsten dieser Theorien dar. Das Lehramt der Kirche ist unmittelbar von der Frage der Evolution betroffen, denn sie betrifft das Menschenbild. Die Offenbarung lehrt uns, dass der Mensch nach Gottes Ebenbild geschaffen wurde ...“ „Folglich sind diejenigen Evolutionstheorien nicht mit der Wahrheit über den Menschen vereinbar, die - angeleitet von der dahinter stehenden Weltanschauung - den Geist für eine Ausformung der Kräfte der belebten Materie oder für ein bloßes Epiphänomen dieser Materie halten. Diese Theorien sind im Übrigen nicht imstande, die personale Würde des Menschen zu begründen.
Benedikt XVI. sagte in einer Ansprache am 24. Juli 2007: „Ich sehe, dass zur Zeit in Deutschland, aber auch in den Vereinigten Staaten, eine recht erbitterte Debatte geführt wird über den sogenannten Kreationismus auf der einen und den Evolutionismus auf der anderen Seite, die als einander ausschließende Alternativen dargelegt werden: Wer an den Schöpfer glaubt, müsse die Evolution ablehnen, und wer dagegen die Evolution befürwortet, müsse Gott ausschließen. Diese Gegenüberstellung ist absurd, denn einerseits gibt es viele wissenschaftliche Beweise für eine Evolution. Sie zeigt sich als Realität, die wir erkennen müssen und die unser Wissen in Bezug auf das Leben und das Sein als solches bereichert. Aber die Evolutionslehre beantwortet nicht alle Fragen, und sie beantwortet vor allem nicht die große philosophische Frage: Woher kommt alles?“ Was für manche vielleicht überraschend klingt, haben diese Aussagen gezeigt: Es gibt keine Verurteilung. Die katholische Kirche kann sich mit den Theorien einer Evolution durchaus anfreunden, solange sie nicht ideologisch im Materialismus münden.
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Gott hält alles im Sein und von ihm kommt die erste Ursächlichkeit aller Ursachen. Er füllt nicht Lücken, sondern ist der Urgrund aller Dinge. In diesem Sinn ist „Schöpfung DURCH Evolution“ kein Widerspruch.
Bei allem Wissen, wissen wir doch sehr wenig: Manches, was als unumstößlich gilt, wird durch neue Einsichten korrigiert oder vertieft. Wer hätte einst gedacht, dass die felsenfeste newtonsche Physik bei den kleinsten Teilchen keine Antworten liefern würde; dass dort die seltsame Quantenmechanik alle ihre Gesetze auf den Kopf stellt. Die Wissenschaft entwickelt sich immer weiter, sie erkennt tiefer und korrigiert sich. Gläubige Menschen beteiligen sich an der Suche nach Antworten.
In jedem Fall kann der Christ mit Spannung und zugleich Gelassenheit erwarten, was für neue Einsichten entstehen. Um mit den Worten Johannes Pauls II. aus dem Jahr 1996 zu schließen: „Wahrheit kann Wahrheit nicht widersprechen.“

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